Morgens um 11 Uhr im Dietrich-Bonhoeffer-Haus. Aus der Wohnküche ist Töpfeklappern zu hören und die ersten wohlriechenden Essensgerüche ziehen durch den Wohnbereich. Während eine Mitarbeiterin der Hauswirtschaft mit den Vorbereitungen für das Mittagessen beginnt, trudeln die ersten Bewohner in der Küche ein. Heute gibt es Grünkohl mit Mettwurst und Salzkartoffeln. Und zum Nachtisch Obstsalat. Frau S. nimmt Platz und genießt das geschäftige Treiben um sich herum. Frau W. möchte wissen, was gekocht wird und sagt beim Angebot, einmal zu probieren nicht „Nein“. Frau K. meint, es fehle noch an Salz und eine andere Bewohnerin berichtet, dass ihre Mutter das Gericht auch immer gekocht habe. Es entwickeln sich lebhafte Gespräche und schon ist man mitten drin in der Erinnerungsarbeit.
Es wird geklönt und gelacht. Ein Bewohner geht seinem Bewegungsdrang nach und durchquert bei seinem morgendlichen Spaziergang durch den Wohnbereich zum wiederholten Mal die Küche. Er scheint das Geschehen darin gar nicht wahrzunehmen. Eine Bewohnerin betritt die Küche und wirft einen prüfenden Blick in die Töpfe. Frau K. kann motiviert werden, beim Putzen und Schneiden des Gemüses zu helfen. Man sieht, dass sie in ihrem Leben viel Zeit mit Kochen verbracht hat. Die Handgriffe gehen ihr schnell und sicher von der Hand.
So oder so ähnlich verlaufen tagtäglich die Mittagsstunden und das gesellige Beisammensein in den Wohngruppenküchen des DBH. Mal lebhaft. Mal weniger lebhaft. Immer ganz abhängig von der Tagesform der einzelnen Bewohner.
Es muss nicht immer ein besonderes, initiiertes Angebot, die das Leben für die Bewohner im DBH lebenswert machen. Insbesondere für Menschen mit Demenz ist es das Alltägliche, was Ihnen Sicherheit gibt und ihnen Tagesstruktur bietet. Diese alltäglichen Situationen bieten auf den zweiten Blick auf allen Ebenen Möglichkeiten dementiell veränderte Menschen zu aktivieren: Es sind die Gerüche und Geschmackserlebnisse die wahrgenommen werden. Durch die Mithilfe beim Gemüseschneiden werden motorische Fähig- und Fertigkeiten erhalten und gefördert. Das Erleben von Gemeinschaft gibt Sicherheit und Halt. Erinnerungen werden wach und lebhaft. Und zuletzt fehlt es nicht an Spaß!
Pünktlich um 12 Uhr ist das Mittagessen fertig und die Bewohner finden sich zum gemeinsamen Essen in den Wohngruppen ein. Das Essen schmeckt sehr lecker. Da sind sich alle einig. Und Frau W. weiß stolz zu berichten: „Seitdem ich hier wohne, habe ich schon vier Kilo zugenommen“. – Ein Beweis dafür, dass nicht zwangsläufig viele Köche den Brei verderben!
Diana Neu